In bestehenden Unternehmens-Set-Ups kaum möglich, in einem Agile Marketing-Set-Up noch machbar: Effiziente und effektive Kampagnen-Entwicklung. Teil 1 der Artikelserie „Agile Marketing – in einer Woche zur Marketing-Kampagne“ beschreibt Ausgangssituation und Grundlagen.
Die Realität in Matrix-Organisationen
Wie lange dauert es, eine Marketingkampagne vorzubereiten? Wie viel Zeit wird benötigt, um die kreative Grundidee und die für alle Kanäle erforderlichen Materialien zu erstellen? Den Kauf von Medien sicherzustellen? Einen Marketingplan zu erstellen und diesen auszuführen? Ein Monat? Zwei? Vielleicht drei Monate?
Wie lange dauert es, bis belastbare Entscheidungen in einer klassischen Matrix-Organisation getroffen werden? Wobei verschiedene Szenarien, die Verteilung der Aufgaben auf die Partner, die interne Kommunikation im Team und zwischen anderen Maßnahmen zu berücksichtigen sind. Und wieviel Zeit und Energie bleibt am Ende dann eigentlich übrig und gehen in die „wahre“ und echte Arbeit an der Kampagne ein – von Praktikanten mal abgesehen?
Effektivität und Effizienz als Treiber für die Transformation
Die Effektivität und Effizienz der Arbeit in den Marketing-Abteilungen ist Gegenstand langer Diskussionen – und in diesen Zeiten besonders auf dem Radar der Marketing-Verantwortlichen. Ähnlich wie bei anderen Arten von kreativer Arbeit ist es hier schwierig, die Zeit zu definieren, die nötig wäre, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Die Orientierung an agilen Arbeitsprinzipien – wie Scrum – ist ein möglicher Lösungsweg.
Agile Marketing – einige Player zeigen schon: Es geht doch!
Eine Bestätigung dafür, dass diese Prozesse optimiert werden können, sind Player, die sich schon den Agilen Arbeitsprinzipien für ihr Marketing und z.B. Growth Hacking bedienen. Dazu gehören:
- ThinkTanks der Automotives
- Werbeagenturen – jedenfalls die, die noch übrig geblieben sind
- Start-ups – wenn sie sich in Marketing und Kommunikation auskennen
- und Unternehmen – die offen für Veränderungen sind, sei es aus ihrer Kultur heraus und/oder mit großem „Pain“ zur Veränderungen (wie es Joachim „Joe“ Rau formulieren würde)
Also es ist schon möglich. Und wird auch schon gemacht. “Aber wie könnte das ausschauen?“, werden sich einige Marketing-Leute fragen.
Agile Marketing lehnt sich an Lean Marketing an
Agile Marketing bedient sich Elementen aus dem „Lean Marketing“. Das Grundkonzept ist wunderbar in der Veröffentlichung „Warum Lean Marketing nicht nur etwas für Startups ist“ beschrieben. Die Konzepte von USP (Unique Value Proposition), MVP (Minimal Viable Product), Problem-Solution Fit oder Product-Market-Fit können alle im Agile Marketing erfolgreich angewendet werden. Es gibt hier kein Widerspruch zum klassischen Marketing-Set-Up.
Aber nicht nur diese bekannten Konzepte können im Marketing angewendet werden. Ähnlich verhält es sich mit den Konzeptelementen aus agilen Arbeitsprinzipien wie zum Beispiel Scrum.
Scrum im Marketing
Wer im IT-Bereich arbeitet, ist sicherlich mit dem Konzept der Sprints aus Scrum vertraut. Scrum ist ursprünglich ein Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements zur agilen Softwareentwicklung. In meinem Post „Vier persönliche Einblicke aus meiner Scrum Master Zertifizierung“ hatte ich es kurz angedeutet: Ich bin davon überzeugt, Scrum ist eine der wenigen Methoden, um ein Produkt:
- in einer Welt mit einer hohen Veränderungsrate von Anforderungen
- mit einer Vielzahl von am Entstehungsprozess Beteiligten Personen/Partnern
- in guter Qualität
- und dem definierten Zeitrahmen aufs Parkett zu bringen.
Warum soll das nicht im Marketing funktionieren? Denken wir nur an eine Multi-Channel-Kampagne zur Einführung einer neuen Automobile-Baureihe auf klassischen und digitalen Kanälen. Die Rahmenbedingungen passen perfekt zu Scrum:
- Laufend kommen neue Kanäle á la TikTok oder ganze Kommunikationsgattungen hinzu, wie z.B. Reputation Management, welche die Komplexität erhöhen
- Damit steigt die Anzahl der Firmen und Fachpartner die zu koordinieren sind
- Qualität ist immer ein Thema sonst dringt man nicht zum Kunden durch
- und der Mediaplan droht mit ersten Live-Dates
Und wir reden ausdrücklich noch nicht davon, dass die Aufbauorganisation der Marketing-Abteilungen (gerne Matrix) mir ihren Berichtslinien (solid- und dotted lines) und RACI-Charts sowieso schon an ihrer Belastungsgrenze arbeitet.
Sprints im Marketing
Der Sprint ist in Scrum als ein Ereignis mit einem festen Zeitintervall definiert. Bei einem Sprint konzentrieren sich ein oder mehrere koordinierte Teams (in der Terminologie von Scrum: „Squads“) auf die Konzeption und Produktionen eines Liefergegenstandes innerhalb eines festen Zeitintervalls.
Der Liefergegenstandes muss potenziell geeignet sein, veröffentlicht zu werden um einen Impact beim Endkunden zu haben. (Auf gut Deutsch: Ein Ergebnis)
In der IT kann die Bereitstellung bestimmter Funktionen oder User-Storys ein Ziele sein. Es ist wichtig, dass diese Elemente funktionierende, veröffentlichbare Komponenten sind und dass sie potentiell für den Einsatz zum Kunden hin geeignet sind.
Bereiche für den Einsatz von Agile im Marketing
Im Marketing kann das Sprint-Prinzip zum Beispiel in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Mögliche Einsatzbereiche von Sprints im Marketing sind:
- Produktentwicklung
- Entwicklung einer kreativen Grundidee (Kampagnenidee)
- Feinkonzeption und Umsetzung der kreativen Grundidee (Kampagnenidee) für die Kanäle
- Grafischen Prozesse und Design
- UX- und CX-Prozesse
- Bereitstellung von Infrastruktur
- Durchführung von Recherchen und Studien als Basisarbeit
Auch die Konzeption und Umsetzung von Marketing-Kampagnen ist ein Einsatzbereich. Entweder in Kampagnen-Teile – z.B. eine Social Media-Kampagne als Teil der Dachkampagne. Oder ganzen Marketing-Kampagnen, hier sind mehrere Squads auf ein gemeinsames Ziel/Termin zu koordinieren.
Weiter geht es in Kürze mit Teil 2: “Ableitung des Sprint-Konzeptes für die Konzeption und Durchführung von Marketing-Kampagnen.” Zum Verfolgen der nächsten Teile dieser Artikel-Serie gibt es eine Newsletter-Anmeldung.
Viel Erfolg!
Volker Liedtke