Blockchain in Verbindung mit Automobilmarketing? In der Regel wird die Blockchain-Technologie im Zusammenhang mit Bitcoins, ICOs und Kryptowährungen bzw. Cryptocurrencies genannt. Mitte des Jahres hat Daimler AG in Zusammenarbeit mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erstmals die Blockchain-Technologie für eine Finanztransaktion genutzt. Und gewährt damit einen Einblick, was Blockchain für das Automobilmarketing bedeuten könnte.
Daimler mit dem Blockchain Proof of Concept
Bekannt ist „Blockchain“ einem wachsendem Publikum vor allem als technische Basis für Bitcoins und andere virtuelle Währungen entwickelt. Worte wie Bitcoin, ICO, Blockchain und Kryptowährungen, noch zu neu für die Rechtschreibkontrolle der aktuellen Word-Version. Jetzt platzierte Daimler ein Schuldscheindarlehen von 100 Mio. € am Kapitalmarkt.
Die gesamte Transaktion – von der Schnürung des Produktes über die Platzierung, die Zuteilung und den Vertragsabschluss bis hin zur Zinszahlungs- und Rückzahlungsbestätigung – wurde über die Blockchain-Technologie komplett digital abgebildet. Im Lead waren die IT-Tochter-Gesellschaften TSS (Daimler) und Targens (LBBW) gleichberechtigt.
Ist der Proof of Concept von Daimler und dem ehemaligen Vorstandsmitglied der Deutschen Dank, Rainer Neske, ein Vorbote für ein neues Transaktionsmodell beim Verkauf von Fahrzeugen zwischen OEMs, Privatleuten und Unternehmen?
Blockchain ermöglicht effizientere Transaktionen für die Marktteilnehmer – und den Markt
Im Kern ist die Blockchain eine verteilte, dezentrale Datenstruktur, die Transaktionen transparent, chronologisch und unveränderbar in einem Netzwerk speichert (Blockchain: Grundlagen, Anwendungen und Potenziale; von Vincent Schlatt, André Schweizer, Nils Urbach, Gilbert Fridgen). Blockchain-Systeme verwenden kryptographische Mechanismen zur netzwerkweiten Verifikation von Transaktionen. Die generelle Transaktionsverarbeitung eines Blockchain-Systems kann am Beispiel des Bitcoin-Systems verdeutlicht werden (Transfer von Bitcoins).
Aufgrund der disruptiven Eigenschaften von Blockchain-Systemen, wie der Verwaltung durch Netzknoten anstatt einer zentralen Autorität sowie der Unveränderbarkeit der Transaktionshistorie, wird der Technologie großes ökonomisches Potenzial zugesprochen (Fridgen et al. 2017). Dieses Potenzial ist insbesondere auf die Transaktionsverarbeitung und -verifikation in vergleichsweise hoher Geschwindigkeit sowie die Transaktions- und Infrastrukturkostenreduktion durch Umgehung von intermediären Diensten zurückzuführen (Schweizer et al. 2017). (Hier vielen Dank an den unsichtbaren Co-Autor)
Vorteile einer Transaktionsplattform auf der Blockchain-Technologie
Die Kernvorteile für die Vertragspartner, die durch eine auf der Blockchain-Technologie basierten Transaktionsplattform ein direktes Geschäft im 1:1-Kontakt Geschäfte abschliessen können:
- Günstigere Transaktionskosten – durch Ausschaltung des Zwischenhändlers
- Schnellere Transaktion – durch die Nutzung der Blockchain-Technologie
- Transparentere und nachvollziehbare Dokumentation – ebenfalls durch die Nutzung der Blockchain-Technologie
- Flexiblere Stückelung des zu handelnden Gutes – bei Investment-Fonds-Anteilen möglich und sinnvoll, bei Fahrzeugen eher nicht
Blockchain-Technologie im Automobilmarketing
Warum eigentlich Autohändler? Selling Online – der Online-Verkauf von Automobilen wie etwa bei PSA – wird ein immer größeres Thema. Digitale Services wie Konfiguratoren werden immer professioneller und zu virtuellen Verkaufsberatern. Und wer in der jüngsten Vergangenheit mal probiert hat beim Händler ein Auto zu kaufen, der …. naja.
Wenn also künftig der Zwischenwirt Handel im Verkauf von Fahrzeugen stark in Frage gestellt wird, bietet sich eine sichere und direkte Transaktion von Fahrzeugen zwischen OEM und Kunden – B2B und B2C – doch an. Warum nicht basierend auf der Blockchain-Technologie? Warum nicht auf dieser technologischen Plattform? Und warum nicht im Zusammenspiel mit sich etablierenden Kryptowährung wie zum Beispiel Bitcoin?
Daimler gibt Ausblick auf Transaktionsmodelle der Industrie von morgen
Kurt Schäfer ist Leiter von Daimler Treasury. Zur Finanztransaktion mit der LBBW äußert er sich so:
“Blockchain kann Auswirkungen auf nahezu die gesamte Wertschöpfungskette haben. Darum wollen wir als führender Automobilhersteller aktiver Teil der weltweiten Blockchain-Community werden und branchenübergreifende Blockchain-Standards mitgestalten – und zwar auf allen für uns wichtigen Anwendungsgebieten: Kundenbeziehungen, Handel und Vertrieb, Lieferanten-Management, digitale Services und Finanzdienstleistungen.”
Gibt Herr Schäfer – ohne es vielleicht zu beabsichtigen – einen Ausblick auf Transaktionsmodelle der Industrie von morgen?
Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber haut in dieselbe Kerbe:
„Dieses Pilotprojekt ist für uns der erste Schritt, die vielfältigen Möglichkeiten der Blockchain-Technologie zu testen und das Potenzial dieser Technologie für künftige Transaktionen und Finanzprozesse zu analysieren. Parallel zur Begebung des Schuldscheindarlehens untersuchen wir in weiteren Projekten, wo Blockchain noch zur Steigerung der Effizienz und zur Unterstützung unserer Geschäftsmodelle eingesetzt werden kann.“
Okaaaay… Dann werden wir im nächsten Schritt mit einem Experten für Blockchain-basierte Transaktionsplattformen sprechen und tiefer einsteigen. Diese Fragen haben wir vorgesehen:
- Blockchain mag dem einen oder anderen bekannt sein im Zusammenhang mit Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Was sind in aller Kürze das Prinzip und die wesentlichen Vorteile der Technologie?
- Was ist die grundsätzlich Einschätzung zum Piloten von Daimler und der LBBW?
- Das Beispiel von Daimler & der LBBW ist eine reine Transaktion am Kapitalmarkt. Ohne direkte Auswirkung und Einbindung von Kunden. Wie können andere Anwendungsfälle von Blockchain im Automotive Bereich aussehen?
- Selling Online – der digitale Verkauf von Fahrzeugen – beginnt sich durchzusetzen. Gibt es hier einen Anwendungsfall für eine Blockchain-inspirierte Technologie? Wie könnte er aussehen?
- Und welche Vorteile hätte diese im Vergleich zu andere Verfahren und Technologien?
- Auch wenn die Automobilbranche unter enormen Veränderungsdruck steht, im Kern ist sie doch eher konservativ. Was könnten in diesem Zusammenhang Quick Wins oder Low Hanging Fruits sein, über die OEMs und Verbraucher Vertrauen in die Blockchain-Technologie gewinnen?
Vorschläge für weitere zu klärende Punkte sind herzlich willkommen.