Armin Pohl – CEO von Mackevision – zur Zukunft des Konfigurators

Armin Pohl - CEO vom Mackevision

Armin Pohl – CEO vom Mackevision (Foto Mackevision)

Im Automobilmarketing spielt der Konfigurator eine zentrale Rolle. Seine Bedeutung wird weiter wachsen. Neue technische Möglichkeiten und der zunehmende Online-Verkauf von Fahrzeugen tragen dazu bei. Die Hardliner, wie die Kollegen in Ingolstadt, stellen den Konfigurator sogar in das Zentrum des Markenportals.

Was ist Stand der Technik? Und wo geht die Reise in Sachen Automobilkonfigurator hin? Dazu habe ich mich mit dem CEO und Business Development Manager von Mackevision getroffen. Ursprünglich als Interview geplant, kam alles ganz anders.

 

 

 

Nach meinem Meeting mit Armin Pohl war uns klar, wir werden vom eigentlichen Interviewstil lösen müssen, denn das Thema ist so vielschichtig, dass wir überlegt haben, was können wir den Lesern mitgeben – auch für Leser, die nicht in der Automobilindustrie arbeiten oder sich gerade neu mit dem Thema „Konfiguratoren“ beschäftigen.

Im Folgenden nun ein Gastbeitrag von Mackevision zum Thema „Der Konfigurator der Zukunft“ – auch das Automobilmarketing kommt nicht zu kurz. Viel Spaß.

Der Konfigurator der Zukunft

Konfiguratoren und vor allem Produktkonfiguratoren sind mittlerweile aus unserem Internet-Alltag nicht mehr wegzudenken. Allen voran findet der sogenannte Konfigurator in der Automobilindustrie eine enorme Resonanz & Einsetzbarkeit und ist nicht umsonst das geheime Zugpferd dieser Technologie. Es gibt heutzutage kaum einen Automobilhersteller der keinen Konfigurator auf seiner Seite anbietet. Dem Kunden wird dadurch eine effiziente und schnelle Alternative / Option angeboten, ein bestehendes Produkt in all seiner Konfigurationsmöglichkeit zu visualisieren und somit direkt zu begutachten.

Rapid Spaceback Konfigurator (Mackevision)

Skoda Rapid Spaceback Konfigurator (Mackevision)

Das hat letzten Endes natürlich den positiven Nebeneffekt, dass dadurch die intensive Vorarbeit extrem verkürzt wird und hierdurch mehr Produkte verkauft werden können. Die Tatsache, dass sich die Automobilindustrie dessen bewusst ist führt zu einem regelrechten Wettstreit im Internet, wer den besten, schnellsten und vor allem den visuell anspruchsvollsten Konfigurator seinen Kunden zur Verfügung stellt.

Dieser Umstand führt dazu, dass immer neue Funktionen und Features implementiert werden, so dass es heutzutage auch möglich ist, seinen Wagen komplett zu konfigurieren und diesen dann direkt als produzierten Film abspielen zu lassen, wobei viele Optionen wie die Lackfarbe und die Felgen während der Animation, interaktiv geschaltet werden können.

Dies zeigt zeigt ganz klar, welche großartigen technischen Möglichkeiten den Herstellern und vor allem den Konfiguratorproduzenten zur Verfügung stehen ; und eines sei gesagt – wir sind noch lange nicht am Ende des technisch Machbaren angelangt.

Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien der Internetkonfiguratoren. Jene die den Content des Konfigurators vorproduzieren bzw „klassich – rendern“ also mittels komplexer CGI Technik und unter Verwendung der OEM CAD Daten ein photorealistisches Fahrzeug generieren und die Anderen, welche mittels „Realtime Technologie“ das Fahrzeug in einer 3D – Engine live und „on the fly“ rendern bzw. visualisieren.

Mercedes-Benz Konfigurator (Mackevision)

Mercedes-Benz Konfigurator (Mackevision)

Der größte Unterschied zwischen diesen beiden Varianten besteht im Umgang der CAD Daten. Für die klassische „vorproduzierte“ Variante, werden alle möglichen Kombinationsmöglichkeiten gegeneinander visualisiert, wobei man so ganz schnell bis zu 50.000 Teilrenderings erreicht, die dann mittels komplexer Layerschaltung und Technik on the fly zusammengesteckt / geschaltet werden. Am Ende erhält der User ein fertig zusammengestelltes Fahrzeug.

Die Realtime Variante greift diese Problematik auf eine ganz anderen Art und Weise an. Anstatt alle möglichen Variationsmöglichkeiten vorab zu rendern, gibt es ein Mastermodel des Fahrzeugs, welches durch eine interaktive Oberfläche ebenfalls komplett konfigurierbar ist, jedoch rendert die Realtime-Engine das Fahrzeug und sämtliche Änderung „on the fly“.

Ähnlich wie bei einem aktuellem PS3 / Xbox Rennspiel, wo der Spieler sich seinen Wagen selbst konfigurieren kann.

Jemand der nicht aus dieser Branche kommt, wird sich spätestens jetzt die Frage stellen wieso dann überhaupt noch „vorproduziert“ wird, da es ja anscheinend einen erheblichen Mehraufwand bedeutet. Die Krux an der Sache ist jedoch spätestens dann erkennbar wenn man die visuelle / optische Qualität der beiden Konfiguratortypen gegenüber stellt. In den meisten Fällen, erkennt selbst dann ein nicht Auto-Nerd einen erheblichen qualitativen Unterschied – Stichwort Fotorealismus.

Mercedes-Benz Konfigurator (Mackevision)

Mercedes-Benz Konfigurator (Mackevision)

Es liegt hier in der Natur der Sache, das „vorproduzierte“ (Teil)-Bilder nochmals bearbeitet und grafisch „getunt“ werden können und zum anderen das für die CGI (Computer Generated Imagery) Erstellung der Bilder eine ganz andere Technik verwendet wird. Hier sitzen hochqualifizierte und erfahren CGI Artists vor Tools wie vielleicht Autodesk Maya / 3dsmax und erstellen spezifisch genau für das jeweilige Fahrzeug eine perfekte Ausleuchtung / Materialität / Szenerie die sich dann dementsprechend auf dem Wagen wiederfindet und somit dem Rezipienten das Gefühl vermittelt ein Foto zu betrachten. Natürlich heißt es nicht automatisch, das vorproduzierte Bilder immer besser bzw qualitativ hochwertigeraussehen werden. Am Ende des Tages ist es immer noch der Artist, der darüber entscheidet, ob er den Kunden zum stauen bringt. Konfiguratoren die mittels einer Realtime 3D Engine arbeiten sind rein technisch gesehen „eingeschränkter“ in den Möglichkeiten das Fahrzeug zu rendern bzw. zu visualisieren.

Obgleich ein guter Realtime Konfigurator dem User wesentlich mehr Freiheiten ermöglicht (Stufenloses Zoomen und navigieren der Szene vs „Stepwise Rotation“) müssen sich die Contentproducer in einem festgelegtem Rahmen bewegen. Das bedeutet, dass man wesentlich generischer visualisieren bzw produzieren muss, denn die Möglichkeiten zwischen einer Realtime 3D Engine und einer Software wie Maya / 3dsmax sind immens. Dies führt unter anderem dazu, dass das visuelle Ergebnis in den meisten Fällen schlechter ausfällt als bei der ersten Variante. Kenner werden jetzt zu Recht aufschreien und dabei sagen, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann. Das ist in der Tat Richtig, dass kann und sollte man nicht, jedoch reden wir in diesem speziellen Fall nur über die Möglichkeiten, welche Werkzeuge und Tricks man verwenden kann um ein Fahrzeug fotorealistisch zu rendern und dieser Unterschied ist auch noch heutzutage enorm, obwohl die 3D Engines in den letzten Jahren massiv aufgeholt haben.

Volkswagen USA Konfigurator - Find a Match (Mackevision)

Volkswagen USA Konfigurator – Find a Match (Mackevision)

Schlussendlich bleibt die Frage nach der Qualität oder der Performance. Selbst heutzutage führt die alleinige Antwort auf diese Frage meistens zu der Realtime Variante (Performance) oder zur der „Vorproduzierten“ Version (Qualität) Der monetäre Aspekt spielt natürlich auch eine große Rolle bei der finalen Entscheidungsfindung, diesen müssen wir jedoch in diesem Kontext erstmal ausklammern.

Ob Realtime oder Vorproduziert, die Zukunft des Konfigurators wird sich davon unabhängig weiter entwickeln. Viele andere Hersteller und vor allem Firmen die nicht im Automotive Sektor tätig sind, ziehen immer weiter nach und nutzen solche Tools um Ihre Produktpalette online zur Verfügung zu stellen.

Weitere interessante Felder in denen der Online Konfigurator eine große und in den nächsten Jahren eine immer größere Rolle spielen wird sind die Bereiche:

Mode (Kleider, Hosen, Schuhe); Schmuck und Luxusgüter, generell bei Gütern, wo Fotorealistische Darstellung und Detailgenauigkeit erwartet wird.

BMW 2er Coupé Konfigurator (Mackevision)

BMW 2er Coupé Konfigurator (Mackevision)

Die Einsatzmöglichkeiten eines Online Konfigurators sind so mannigfaltig wie die unterschiedlichen Branchen selbst. Wenn wir einen kleinen Blick in die Zukunft riskieren kann man heute schon klar feststellen, dass der Einsatz der Realtime Engines immer weiter Einzug erhält. Früher wurden diese Engines „nur“ für Spiele verwendet, da die optische Qualität einfach nicht den Ansprüchen der Industrie genügten. Diese Zeiten haben sich allerdings heutzutage schon enorm geändert und dieser Zug wird nicht zu stoppen sein. Es bleibt letzten Endes eine Frage der Zeit, wann diese Technik die klassische Variante ablösen wird. Jedoch muss man hier vorsichtig sein.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde es prophezeit, dass die digitalen Medien und allen voran
das Internet, das Medium Print komplett verdrängen würden. Solche allgemeinen Rundumschläge sind immer sehr kritisch zu sehen.

Individuelle Medien-Erlebnisse für Kunden

Egal ob ein Konfigurator mittels der einen oder anderen Variante erstellt wird bleibt immer eine direkte Dependenz zu dem vorherrschenden technischen Fundament – die Computer der „Ottonormalverbraucher“. Je stärker Rechner und Prozessoren werden umso ausgefeilter und innovativer können Konfiguratoren entwickelt werden. Hier findet auch das Moorsche Gesetz seine Anwendung wenn auch mit einer kleinen Zeitverzögerung. Interpretiert in diesem Gesamtkontext, wird das bedeuten das in naher Zukunft die Rechenpower der User so enorm sein wird, das man weitaus komplexere und interaktivere Konfiguratoren im Internet anbieten kann. Eine mögliche Verschmelzung zwischen Konfigurator und Spiel wäre hier zum Beispiel eine mögliche Option. Das soll heißen, das der User dadurch viel direkter und intensiver eingebunden werden kann und somit die Firmen eine ganz neue Art der Customer Journey anbieten und diese dann auch durchaus auszunutzen.

Mackevision Showreel (Vimeo)

Mackevision Showreel (Vimeo)

Mittels Einbindung neuartiger Devices wie z.B. VR Brillen, 3D Fernseher könnten Kunden in der Zukunft sich die Produkte auf eine ganz neue Art und Weise begutachten und das alles zuhause im Wohnzimmer auf unterschiedlichen End-Devices, ausgehend von einem „einfachen“ Internetkonfigurator.

Informationen zu Mackevision

Die Mackevision Medien Design GmbH zählt zu den Weltmarktführern für Computer Generated Imagery (CGI); dazu gehören die Bereiche 3D-Visualisierung, Animation und visuelle Effekte. Das Unternehmen gestaltet und produziert Bild und Filmmaterial sowie interaktive Anwendungen in High-end-Qualität, entwickelt Technologielösungen zur Bilderzeugung und begleitet von der Datenaufbereitung bis zur kreativen Gestaltung den gesamten CGI-Prozess.

Das international aufgestellte Team betreut Großkonzerne, mittelständische Unternehmen und deren Agenturen. Mackevision wurde 1994 gegründet; heute arbeiten 300 Mitarbeiter am Hauptsitz Stuttgart sowie an den Standorten, Hamburg, München, London, Detroit, Los Angeles und Shanghai. – Details unter www.mackevision.de.

Autoren:
Armin Pohl, CEO
Kian Saemian, Business Development Manager
Mackevision Medien Design GmbH

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Volker Liedtke

Über Volker Liedtke

Volker Liedtke ist Interims-Manager, Berater für Digital Marketing und zertifizierter Scrum Master. Bei Porsche beschleunigte er die Digitale Transformation der Unternehmenskommunikation. Bei Daimler verantwortete er den Aufbau des Mobile Marketing. Bei Audi relaunchte er das globale Markenportal www.audi.de. Bei GM/Opel entwickelte er die Cross Channel Strategie. Als Experte für Automotive Marketing ist er spezialisiert auf Digitale Transformation im Kommunikationsbereich. Mehr...

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